Kau- und Schluckbeschwerden beim Essen
Lesezeit: 5 Minuten
Schluckbeschwerden - im der Fachsprache Dysphagie - können sehr unterschiedliche Ursachen haben. Was aber bei allen Betroffenen gleich ist: Die Konsistenz der Nahrung spielt eine sehr wichtige Rolle. Der Arzt oder Schlucktherapeut legt die erforderliche Konsistenzstufe für den Betroffenen fest. Mit der richtigen Konsistenz ist gewährleistet, dass das Schlucken einfacher geht und ein Verschlucken seltener passiert.
Die häufigsten Ursachen für eine Dysphagie liegen im neurologischen Bereich. Dazu zählen zum Beispiel Schlaganfälle, eine fortgeschrittene Parkinsonerkrankung oder Demenz. Auch onkologische Patienten mit Erkrankungen im Kopf-Hals-Bereich haben häufig Probleme beim Schlucken und Kauen. Altersbedingte Veränderungen im Schluckprozess nennt man Presbyphagie.
Inhaltsverzeichnis
Kaubeschwerden: So schmeckt es trotzdem!
Kaubeschwerden treten durch Probleme im Bereich der Zähne und des Mundraums auf. Im Alter haben viele Menschen Probleme mit ihren Zähnen oder künstlichem Zahnersatz und können nicht mehr alles essen oder kauen.
Die Folge: Die Nahrung wird selektiert – auf den Tisch kommt nur noch das, was gegessen werden kann. Abwechslungsreich und ausgewogen ist das dann oft nicht mehr. So kann es zu einer Mangelernährung kommen.
Auch die Freude am Essen bleibt auf der Strecke – nicht zuletzt, weil sich Aromen und Geschmackstoffe in der Nahrung erst durchs Kauen freisetzen. Zudem fordert schlecht zerkaute Nahrung unser Verdauungssystem zusätzlich.
Kau- und Schluckbeschwerden: ein und dasselbe?
Viele Menschen nehmen Kau- und Schluckstörungen als eine Erkrankung wahr. In Wirklichkeit handelt es sich um zwei unterschiedliche Beeinträchtigungen. Im Gegensatz zu Kaubeschwerden sind Schluckbeschwerden häufig die Folge einer Krankheit.
Was sollten Menschen mit Kaubeschwerden essen?
Die Ernährung bei Kaubeschwerden unterscheidet sich im Grunde nicht wesentlich von einer „normalen“ Ernährung. Daher sind keine speziellen Rezepte erforderlich. Im Gegenteil: Sie können Ihre Lieblingsrezepte durchaus weiterhin nutzen und den Kaubeschwerden entsprechend anpassen. Es ist hilfreich die Nahrung entsprechend zu zerkleinern, von harten Krusten/Rinden zu befreien oder die Konsistenz (Weichheit) entsprechend zu verändern.
Allerdings gibt es einige Tricks und Kniffe, die Ihnen bei Kaubeschwerden das Leben – oder besser: das Essen – leichter machen.
Ernährung bei Kaubeschwerden: Pürieren Sie selbst!
Im Grunde eignen sich fast alle Lebensmittel und Gerichte zum Pürieren. Schwierigkeiten können sich jedoch bei Fleisch, Fisch und bestimmten Gemüsesorten wie Erbsen, Mais und Kohl sowie Reis und Nudeln ergeben. Falls nötig, kann die pürierte Kost mit Sahne, Crème fraîche, Maltodextrin und/oder Eiweißpulver angereichert werden.
Unser Tipp: Bringen Sie die pürierten Mahlzeiten in eine appetitliche Form und servieren Sie diese ansprechend. Das steigert das Vergnügen beim Essen! Mit geeigneten Verdickungsmitteln lässt sich die gewünschte Konsistenz erreichen. Zum Portionieren können Sie Eiskugelzangen, Spritzbeutel oder kleine Formen verwenden.
Bei Kaubeschwerden Mahlzeiten mit Trinknahrung ergänzen
Wenn es um Kaubeschwerden geht, wird oft die sogenannte Trinknahrung (auch Astronautennahrung genannt) empfohlen. Diese besteht in der Regel aus süßer, kalorienreicher Trinkkost mit Geschmacksrichtungen wie Vanille, Schokolade oder Erdbeere.
Diese Produkte können sinnvoll sein, um sicherzustellen, dass Ihr Körper mit den wesentlichen Nährstoffen und genug Kalorien versorgt wird. Trinknahrung kann einen unterstützenden Beitrag zur täglichen Nährstoffversorgung darstellen, insbesondere in Bezug auf Kalorien und Eiweiß.
Weitere Tipps für die Ernährung bei Kaubeschwerden
- Achten Sie auf die Konsistenz der Speisen und zerkleinern Sie diese bei Bedarf entsprechend. So kann das Essen erleichtert, und eine ausreichende Nahrungsaufnahme unterstützt werden.
- Geben Sie Fette wie Butter, Öl, Sahne oder Frischkäse zu Ihrem Essen dazu. Dadurch wird nicht nur das Schlucken leichter, sondern Sie nehmen auch die notwendigen Kalorien zu sich.
- Verteilen Sie über den Tag hinweg mehrere kleine Mahlzeiten. So müssen Sie weniger auf einmal kauen.
- Essen Sie in einer ruhigen Umgebung und schalten Sie den Fernseher und das Radio aus, damit Sie sich besser auf das Kauen konzentrieren können.
- Achten Sie darauf, dass die Menge auf Ihrem Löffel nicht zu groß ist – versuchen Sie es einmal mit einem Teelöffel.
- Nehmen Sie sich Zeit beim Essen und legen Sie kleine Ess-Pausen ein, damit Ihnen das Kauen leichter fällt.
- Das Auge isst mit: Ein appetitlich angerichtetes Essen steigert die Lust aufs Essen – und damit die Motivation zum Kauen.
- Denken Sie nach jeder Mahlzeit an die Mundpflege, um Kaubeschwerden vorzubeugen und Ihre Mundgesundheit zu fördern.
Schluckbeschwerden (Dysphagie): So sieht eine angepasste Ernährung aus
Schluckbeschwerden können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Schluckbeschwerden sind oft Folge einer bestimmten Erkrankung.
- Neurologische Erkrankungen: Schlaganfall, Parkinson, Demenz, Schädel-Hirn-Trauma etc.
- Erkrankungen, Operationen oder Behandlungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich: z. B. Tumore, Traumata, Folge von Bestrahlung und Chemotherapie
- Internistische Erkrankungen, Behandlungen und medizinische Maßnahmen: hierzu zählen Erkrankungen der Speiseröhre oder Nebenwirkungen von Medikamenten wie Neuroleptika
Das sind die Folgen einer Dysphagie
- Mangelernährung
- Austrocknung
- Verminderte Lebensqualität
- Angst vor Essen und Trinken
- Verschlucken
- Lungenentzündung
- Isolation
Ernährung bei Dysphagie: Darauf sollten Sie achten
Auch bei Schluckbeschwerden besteht die Gefahr einer Mangelernährung, was die Lebensqualität weiter beeinträchtigen kann.
Die International Dysphagia Diet Standardisation Initiative (IDDSI) hat eine einheitliche Definition für Lebensmittel und Flüssigkeiten entwickelt, deren Konsistenz verändert ist. Durch die Einteilung in acht Konsistenzstufen (Level 0-7) hilft diese international anerkannte Kategorisierung Menschen mit Schluckbeschwerden, Essen und Trinken sicher zu genießen.
Kennzeichnend ist die Konsistenz der jeweiligen Nahrung:
Quelle: IDDSI 2020 - www.iddsi.org
Durch die individuell „richtigen“ Koststufen kann sichergestellt werden, dass Speisen und Getränke die richtige Konsistenz haben. Um das Schlucken zu erleichtern und das Verschlucken zu vermeiden, können Getränke angedickt werden. Die Fließgeschwindigkeit verringert sich und hilft so, sich möglichst nicht zu verschlucken. Auch das Pürieren und Zerkleinern von festen Speisen ist hilfreich.
Mangelernährung bei Dysphagie entgegenwirken
Die Herausforderung bei Dysphagie ist es, eine Mangelernährung zu vermeiden. Zum einen, weil das Pürieren bestimmter Lebensmittel schwierig ist (z. B. Erbsen, Kohl, Nudeln, Reis, Fleisch, Fisch). Das erschwert eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung.
Zum anderen, weil Dysphagie-Betroffene meistens viel zu wenig essen und somit zu wenig Energie und Eiweiß zu sich nehmen. Eine Anreicherung mit Kalorien ist daher eine gute Unterstützung, um nicht ungewollt an Gewicht zu verlieren.