Barrierefreies Wohnen im Alter
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Mit dem Älterwerden verändern sich unsere Bedürfnisse. Das gilt auch für unser Zuhause. Was früher ganz selbstverständlich war, wird plötzlich herausfordernd: eine hohe Türschwelle, das Ein- und Aussteigen aus der Badewanne oder eine steile Treppe. Aber wussten sie, dass sich viele dieser Hürden leicht beseitigen lassen? Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihr Zuhause barrierefrei gestalten – für ein sicheres und selbstbestimmtes Wohnen bis ins hohe Alter.
Was bedeutet Barrierefreiheit?
Barrierefrei wohnen, heißt: Ihr Zuhause ist so eingerichtet, dass Sie sich darin gefahrlos und selbstständig bewegen können. Es gibt keine Hindernisse und Stolperfallen und Sie können alles leicht bedienen und nutzen. Manchmal reicht es, einen losen Teppich zu entfernen. Manchmal braucht es mehr, zum Beispiel einen Treppenlift oder eine neue Dusche ohne Einstieg. Im Kern geht es darum, dass Sie sich durch Barrierefreiheit in Ihren vier Wänden Ihre Selbstständigkeit erhalten und komfortabel wohnen können.
Ihr Recht auf Barrierefreiheit
Auch wenn Sie zur Miete wohnen, dürfen Sie Ihren Wohnraum barrierefrei umbauen – sofern der Vermieter zustimmt. Wenn Sie oder ein Familienmitglied körperliche Einschränkungen haben, liegt jedoch ein berechtigtes Interesse vor. In diesem Fall können Sie gemäß § 554a, Abs. 1 des BGB die Zustimmung verlangen. Lassen Sie sich dazu am besten rechtlich beraten oder wenden Sie sich an eine Wohnberatungsstelle.
Wie gestaltet man eine Wohnung altersgerecht?
Wie wohnen Sie? Vielleicht in einem Haus mit vielen Treppen? Oder in einer kleinen, gemütlichen Wohnung? Wie ist Ihr Wohnraum eingerichtet? Jeder lebt anders. Deshalb braucht es für eine barrierefreie Wohnsituation immer auch individuelle Lösungen. Einige Maßnahmen für altersgerechtes Wohnen sind jedoch fast überall sinnvoll:
Schon diese kleinen Maßnahmen helfen dabei, Stürze im Alter zu vermeiden und machen so einen großen Unterschied. Und das Gute ist: Sie lassen sich auch schrittweise umsetzen. Dadurch bleibt der Aufwand gering und Ihr Zuhause vertraut, während es nach und nach barrierefrei wird.
Wie baut man ein Bad altersgerecht um?
Im Badezimmer wird es schnell nass und rutschig, sodass leicht Unfälle passieren. Daher ist das Bad oft der erste Bereich, den Menschen für das Alter anpassen. Falls auch Sie über ein altersgerechtes Badezimmer nachdenken, sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:
Was braucht es in Küche und Schlafzimmer für barrierefreies Wohnen?
Für das Wohnen im Alter sollten Sie auch in Küche und Schlafzimmer alles gut erreichen und sich barrierefrei bewegen können. Folgende Tipps können helfen:
Tipps für die Küche
• Niedriger angebrachte Oberschränke oder Liftsysteme, die den Schrankinhalt beim Öffnen automatisch absenken, machen es leichter, an alles heranzukommen.
• In hohen Schränken erleichtern Spiegel innen an der Schrankdecke oder durchsichtige Einlegeböden die Übersicht.
• Ausziehbare Unterschränke oder Schubladen machen das Verstauen einfacher und schonen den Rücken.
• Ein höhenverstellbarer Stuhl, eine Stehhilfe oder ein Sitzplatz mit Arbeitsfläche unterstützt bei längeren Tätigkeiten.
• Falls Sie einen Rollstuhl verwenden, sind unterfahrbare Arbeitsflächen wichtig.
Tipps für das Schlafzimmer
• Ein höheres Bett erleichtert das Ein- und Aussteigen. Griffe oder ein mobiler Ständer am Bett unterstützen als Aufstehhilfe zusätzlich. Um sich selbstständig aufzusetzen, ist auch ein Griff über dem Bett sehr praktisch. Dieser lässt sich fest montieren oder als freistehender Bettgalgen aufstellen.
• Das Bett sollte von drei Seiten zugänglich sein für den Fall, dass ein Pflegebedarf eintritt.
• Achten Sie auf ausreichend Bewegungsfläche: mindestens 90 Zentimeter vor Schränken und Betten. Mit Rollstuhl oder Rollator sind 120 Zentimeter besser.
• Ausziehbare Kleiderstangen oder Schränke mit Schiebetüren lassen sich leicht bedienen und schaffen mehr Übersicht. Auch offene Regalsysteme können hilfreich sein, wenn das Bücken oder Strecken schwerfällt.
• Praktische Anziehhilfen wie Strumpfanzieher erleichtern die tägliche Routine.
Stolperfalle Treppen: Wie hoch sind die Kosten für einen Treppenlift?
Treppen sind für viele Menschen im Alter die größte Hürde im eigenen Zuhause. Auch hierfür gibt es eine Lösung: Ein Treppenlift ermöglicht Ihnen, alle Etagen weiterhin selbstständig und sicher zu nutzen. Sie nehmen einfach Platz und fahren bequem die Treppe hinauf oder hinunter. Welche Treppenlift-Kosten bei einem Einbau anfallen, hängt von der Art der Treppe und dem gewählten Modell ab:
- Gerade Treppen sind am günstigsten und beginnen oft bei rund 3.000 bis 5.000 Euro.
- Kurvige oder verwinkelte Treppen erfordern Maßanfertigungen und liegen je nach Anzahl der Geschosse zwischen 8.000 und 15.000 Euro.
- Außenlifte sind wetterfest gebaut und preislich ähnlich angesiedelt.
Die verschiedenen Treppenlift-Modelle bieten viele Extras – von intelligenten Armlehnen bis hin zu Klapp-Mechaniken. Dazu können Sie Größen, Materialien und Farben so auswählen, sodass sich der Lift perfekt in Ihr Zuhause einfügt.
Gute Nachrichten!
Zuschüsse von Pflegekassen oder Förderprogramme können die Kosten für einen Treppenlift deutlich senken. So gibt es
- bis zu 4.180 Euro Pflegekassen-Zuschuss und
- bis zu 50.000 Euro Förderkredit über die KfW
Wichtig ist, dass Sie den Antrag vor dem Einbau eines Lifts stellen. Informieren Sie sich daher frühzeitig. Der Treppenlift-Anbieter Lifta unterstützt Sie bei der Erstellung des Zuschussantrags bei Ihrer Krankenkasse. Schicken Sie Ihre Fragen per E-Mail an beratung@lifta.de oder lassen Sie sich kostenfrei und unverbindlich beraten unter Tel.-Nr. 0800 101 25 18.
Wie macht man Fenster, Türen und Übergänge zu Terrasse, Balkon und Garten barrierefrei?
Auch Fenster, Türen und Übergänge ins Freie spielen eine große Rolle, wenn es um barrierefreies Wohnen geht. Gerade hier verbergen sich kleine, aber entscheidende Stolperfallen: hohe Türschwellen, enge Türrahmen oder schwer zu öffnende Fenstergriffe. Die folgenden Tipps sind daher ebenfalls wichtig für eine altersgerechte Wohnung:
Nicht immer lassen sich bestehende Wohnungen so umbauen, dass wirklich alle Barrieren verschwinden. Oder die Kosten dafür wären unverhältnismäßig hoch. In solchen Fällen kann ein barrierefreier Neubau oder der Umzug in eine bereits barrierefreie Wohnung eine gute Lösung sein.
Wie lassen sich noch mehr Barrieren überwinden?
Auch Tätigkeiten wie Einkaufen und Kochen können zu echten Hindernissen im Alltag werden. Schwere Einkaufstaschen, weite Wege und langes Stehen in der Küche können Sie jedoch ganz einfach vermeiden.
Mit Essen auf Rädern kommen fertige Mahlzeiten bequem zu Ihnen nach Hause. So sparen Sie Kraft und Zeit für das, was Ihnen wirklich Freude macht. Schauen Sie in unserem Anbieter-Vergleich nach Mahlzeiten-Diensten in Ihrer Region.
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Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Zuhause im Alter – Basiswissen barrierefreies Wohnen
Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend -
Barrierefrei Leben e. V. Verein für Hilfsmittelberatung, Wohnraumanpassung und barrierefreie Bauberatung
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Barrierefreies Wohnen und Bauen
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